Jedes Jahr geht mit dem letzten „Lei, Lei“ auch der Fasching zu Ende und vielleicht habt auch ihr euch schon Gedanken über Vorsätze für die Fastenzeit gemacht. Mit dieser verbinden viele Menschen Verzicht auf Dinge, die Spaß bereiten. Doch die 40 Tage zwischen Fasching und Ostern haben auch ihre guten Seiten. Habt ihr schon einmal von folgendem Spruch gehört? „Das Flüssige bricht das Fasten nicht“. Dieser geht mit der Geschichte des sogenannten „Fastenbieres“ einher. Fastenbier hat eine uralte Tradition und wird vor allem in ehemaligen Klosterbrauereien hergestellt. Früher waren nämlich die Mönche in den Klöstern des Alpenraumes die talentiertesten Braumeister ihrer Zeit. Damals waren Lesen und Schreiben in der Bevölkerung nicht weit verbreitet und so behielt die Kirche ihr Wissen innerhalb der Klostermauern.

Aufgrund ihrer erlernten Fähigkeiten erkannten die Mönche bald, dass Bier nicht nur durstlöschend war und gut schmeckte, sondern auch einen Teil zum täglichen Kalorienbedarf darstellen konnte. Dem päpstlichen Fasten-Ausspruch „liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht“ zufolge, wurde in Fastenzeiten ein stärkeres, gehaltvolles Bier gebraut, um diese Zeitspanne etwas erträglicher zu machen. Ebenso kommt auch die Bier-Bezeichnung „flüssiges Brot“ für das Bier auch aus dieser Zeit. Viele Klosterbrauereien, die bis heute bestehen, bieten in den 40 Tagen vor Ostern ein etwas stärkeres, oft gold- bis bernsteinfarbenes Fastenbier an.

Zurück zur Gegenwart: In Zeiten von „Low-Carb“, „Slim-Fit“ und Light-Produkten erscheint einem Bier als Fastengetränk ungeeignet. Fälschlicherweise wird das Gebräu aus Hopfen und Malz oft als „Kalorienbombe“ bezeichnet. Aber der schlechte Ruf, der ihm vorauseilt, ist nicht gerechtfertigt: 100 ml normales helles Märzenbier enthalten etwa 41 kcal, währenddessen die gleiche Menge an Apfelsaft bereits 50 kcal aufweist.

Tatsache ist jedoch, dass Alkohol allgemein den Appetit anregt und zum gepflegten Bier in einer lustigen Runde oft natürlich auch eine Jause oder Knabbergebäck dazugehört. Diese begleitenden Mahlzeiten sorgen dann auch für die mutmaßliche Gewichtszunahme. Einfach gesagt: Der Bierbauch entsteht weniger durch den Genuss des „flüssigen Brotes“, sondern durch den Schweinsbraten, der dazu verspeist wird.

Jemand, der in der Fastenzeit aus religiösen Gründen auf sein Bier verzichtet, unterliegt also nicht nur historisch gesehen einem Irrtum, sondern ist sprichwörtlich „päpstlicher als der Papst“. Ebenso lässt sich Bier auch super mit leichteren Speisen kombinieren und kann so, natürlich mit Maß und Ziel, durchaus förderlich für den Genuss sein. Und für die guten Vorsätze in der Fastenzeit haben wir einen weiteren Vorschlag für alle Bierfreunde, die sich im Verzicht üben wollen: Lasst doch die Finger von den Süßigkeiten und freut euch stattdessen auf einen Schluck Hirter Bier! 