Echt, unkompliziert, ursprünglich: diese drei Wörter beschreiben wohl kurz und knapp den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts, speziell wenn man an Essen und Trinken denkt. Auch Bier, das flüssige Gold, macht da keine Ausnahme und orientiert sich unter Besinnung auf seine uralte Tradition auch immer wieder neu. Immer öfter geht man heutzutage „back to the roots“ und greift auf Zutaten und Rohstoffe zurück, die sich durch Natürlichkeit und hohe Qualität auszeichnen. So braucht man beispielsweise für gutes Bier neben Malz, Hopfen, kristallklarem Wasser und Hefe für die Gärung auch noch eine weitere wichtige „Zutat“: jede Menge Zeit. Die „Slow Food“-Bewegung, die wahrhaftig immer mehr in aller Munde ist, gibt es auch beim Bier. „Slow Brewing“ lautet das Stichwort und dieses steht für tolle Biere mit erstklassigen Rohstoffen, denen man auch die bestmögliche Zeit zum Reifen lässt, um den vollen, abgerundeten Geschmack zu kreieren. Nur so erreicht man ein Maximum an Naturbelassenheit.

Neben der ausreichenden Zeit, die dem Bier gegeben werden muss, spielt auch die Bierhefe bei unserem heutigen Bierstil eine entscheidende Rolle. Oft ist es nämlich die Echtheit und Ursprünglichkeit, die ein Lebensmittel so besonders macht. Was auf Englisch als „Cloudy“, also als „wolkig“ bezeichnet wird, nennt man im deutschen Sprachraum „naturtrüb“ oder „unfiltriert“. Jedoch sind die Aussichten bei einem „wolkigen“ Bier zwar trüb, aber alles andere als schlecht. Ihr ahnt schon, worauf wir hinauswollen. Richtig, heute geht es um den natürlichsten aller Bierstile: das Zwickl.
Als Zwickl bezeichnet man ein unfiltriertes Bier, das direkt aus dem Gärtank in das jeweilige Gebinde gefüllt wird und daher noch über alle Inhaltsstoffe verfügt, die die Natur ihm geschenkt hat. So es enthält im Gegensatz zu blank filtrierten Bieren eine wesentliche höhere Anzahl an Mineralien und Spurenelementen sowie an wichtigem Vitamin B, das besonders Bestandteil der Bierhefe ist.
Zwicklbiere zeichnen sich oft durch eine große Vollmundigkeit aus und sind sehr mild und süffig. Auch die Kohlensäure ist perfekt in den Gesamteindruck des Bieres eingebunden und sorgt gemeinsam mit der Hopfenbittere, die oft durch die enthaltene Hefe etwas abgemildert wird, für eine große Ausgewogenheit. Doch Achtung: die Haltbarkeit ist aufgrund der Ursprünglichkeit und der fehlenden Filtration in der Regel begrenzt. Darum erfordert das Zwickl auch eine demenentsprechende „artgerechte Bierhaltung“ in dunklen Räumen bei kühlen Temperaturen, die aber generell für die Qualität eines jeden Gerstensaftes förderlich ist. 😉

Seinen einprägsamen Namen hat das Zwicklbier vom Zwicklhahn, welcher in der Brauerei verwendet wird um dem Braumeister quasi eine Fassprobe zu ermöglichen. Dieses wichtige Utensil wurde in früheren Zeiten noch unter großer Anstrengung zwischen die Fassdauben geschlagen und ermöglichte so eine erste Beurteilung der Qualität des flüssigen Goldes während des Reifeprozesses. Auch heute ist der Besitz des Zwicklhahns noch gewissermaßen ein Privileg in einer jeden Braustätte. Darum ist ein gemeinsames „Zwickeln“ des Bieres im Lagerkeller ein exklusives Erlebnis, das man nicht auslassen sollte, wenn sich einem die Chance dazu bietet. Aus dem Ort, in dem dieser magische Moment stattfindet, leitet sich auch ein weiterer Name für das Naturtrübe ab, der besonders in Deutschland oft verwendet wird: Kellerbier. 😉

Die neueste Bierkreation der Privatbrauerei Hirt geht praktisch noch einen Schritt weiter in Richtung Ursprünglichkeit und Nachhaltigkeit. Das Hirter Kellermeister Bio Naturtrüb wird nämlich ausschließlich mit Hopfen und Malz von österreichischen Biobauern gebraut und zeichnet sich durch eine schöne, gleichmäßige Trübung, einen vollmundigen Antrunk und eine sehr weiche, gaumenfüllende Hopfennote aus. Es ist vollkommen naturbelassen und lädt aufgrund seines gut ausbalancierten Gesamteindrucks perfekt zum nächsten Schluck ein. Und so verziehen sich die Wolken dann letztendlich doch noch und lassen in Form eines Zwicklbieres buchstäblich die Sonne aufgehen! Prost!