„Ein Bier, bitte!“. Dieser Ausspruch ist oft der Beginn einer tollen Begegnung, eines netten Gesprächs oder, ganz einfach, einer guten Zeit. Hierzulande bestellt man mit diesen drei Worten in den allermeisten Fällen aber nicht irgendein Bier, sondern ein Märzen, den heimischen Bierstil, der mit einem Marktanteil von über 60 Prozent (Stand: 2016) den österreichischen Biermarkt eindeutig dominiert.

Objektiv betrachtet ist das Märzen ein hellgoldenes, untergäriges Vollbier, das mit seiner Ausgewogenheit besticht. Es besitzt im Idealfall einen schneeweißen, feinporigen Schaum, ist malzig im Antrunk und, um das Geschmackserlebnis abzurunden, zart hopfenbitter. Das Märzen passt sich dem Biergenießer an, es verfügt über wenige Ecken und Kanten, die einem feinen Gaumen nicht ins Bild passen könnten. Genau diese Eigenschaften machen aus diesem Bierstil aber auch eine große Herausforderung für den Braumeister, denn aufgrund der Tatsache, dass nahezu jeder schon einmal in seinen Genuss gekommen ist, fallen etwaige geschmackliche Ungereimtheiten leichter ins Gewicht als bei anderen Bierstilen. Ein gutes Märzen ist eine Visitenkarte der Brauerei und zweifelsohne das Resultat großer Braukunst. Was hat es mit dieser Biersorte auf sich? Um diese Frage zu beantworten lohnt sich ein Blick in die Geschichte.
Beim Märzen handelt es sich um ein untergäriges Bier, das bedeutet, dass bei der Herstellung Hefen zum Einsatz kommen, die kühle Temperaturen benötigen, um eine alkoholische Gärung überhaupt erst möglich zu machen. Ebenso bedarf es zur Reifung des Bieres einer im Vergleich zu obergärigen Bieren längeren Lagerung bei kalten Temperaturen (daher auch die Bezeichnung „Lagerbier“). In den Sommermonaten war in der Vergangenheit also eine konstante Produktion schwer möglich. Hinzu kam, dass über mehrere Jahrhunderte das Bierbrauen nur in der Zeit zwischen 29. September und 23. April geduldet wurde. Ein Grund dafür war die erhöhte Brandgefahr beim Brauen über offenem Feuer im Sommer. Um in der warmen Jahreszeit dennoch nicht abstinent leben zu müssen, braute man am Ende des Winters (meist im März oder April) ein stärkeres und gehaltvolleres Bier ein: das „Märzen“. Dieses war aufgrund des höheren Alkoholgehaltes bis zum Herbst haltbar. In Bayern versteht man unter „Märzen“ auch heute noch ein stärkeres, bernsteinfarbenes Bier, welches besonders zur Festbierzeit im Herbst ausgeschenkt wird.

Im 17. Jahrhundert begann sich die untergärige Brauweise langsam ganzjährig zu verbreiten. Die Lagerung erfolgte in tiefen Kellern unterhalb der Brauerei, wo man versuchte die Räume mit Natureis aus Bächen und Teichen zu kühlen. Dies beobachtete später auch der österreichische Braumeister Anton Dreher, der 1839 damit begann, große Mengen an Natureis in die Keller seiner Brauerei in Schwechat einzulagern. Schon bald erlangte sein „Wiener Lagerbier“ überregionale Bekanntheit und wurde bis weit über die Grenzen der österreichisch-ungarischen Monarchie exportiert.

Eine große Erleichterung war schließlich die Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde im Jahr 1873, die eine kontrollierte Gärung und Reifung des Bieres bei konstanten Temperaturen möglich machte. Doch Drehers Wiener Lager war anfänglich eher bernsteinfarben als goldig, da die technologische Entwicklung auch in der Mälzerei erst mit der Zeit in der Lage war, schonend gedarrte, helle Malze herzustellen. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts etablierte sich das helle Pilsnermalz als Basis in den europäischen Brauereien und machte so das „Helle“ mit seinem funkelnden Gold zum absoluten „In-Getränk“. Spätestens um die Jahrhundertwende trat es dann auch seinen Siegeszug rund um die Welt an und so bekommt man auch heute noch in den meisten Staaten der Welt mit den Worten „ein Bier, bitte!“ einen goldfarbenen Durstlöscher mit einer herrlichen weißen Schaumkrone.

Ein besonders edler, sprichwörtlich vergoldeter Vertreter dieses Bierstils ist unser Hirter Märzen. Es wurde nämlich beim European Beer Star, einem Wettbewerb, der auch als Europameisterschaft der Biere bezeichnet werden kann, im Jahr 2014 als bestes Helles ausgezeichnet. Hier kann man sich gerne von seiner Qualität überzeugen.